Jahresrückblick 2022

Wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Trotz aller schlimmen Ereignisse, die auf der Welt passieren, geschehen auch schöne Dinge, die vor allem lokal und in einer guten Gemeinschaft entstehen. Auch für den Verein Seele in Not e.V. war 2022 ein sehr anstrengendes, dafür aber auch besonderes Jahr nach der Corona-Zeit.

Zum Jahresbeginn steckten wir noch mitten im Umbruch. Das Ambulant Betreute Wohnen wurde abgeschlossen, wobei die Weiterversorgung aller Klientinnen und Klienten gewährleistet werden konnte. Räumlich haben wir uns verkleinert. Die Büroräume im zweiten Stock haben wir gekündigt und sind auch mit der Verwaltung ins Café MoccaSiN gezogen. Bis Ende April wurde fleißig renoviert, neu möbliert und dekoriert. Durch die Kombination aus modernem Design und der Aufarbeitung vorhandenen Mobiliars entstand eine Atmosphäre, die eine generationenübergreifende Mischung aus Altbewährtem und neuen Ideen widerspiegelt, was auch unserer Arbeitsweise entspricht.

Im Mai ging es dann nach der langen Pause wieder los mit den ersten Veranstaltungen. Den Auftakt machten ein rasch im Vorfeld ausgebuchter Brunch und eine Wiedereröffnungsfeier, über die auch RS1.tv berichtete. Ebenfalls im Mai wurden wir mit einem Interview als Verein der Woche beim Radio RSG vorgestellt. Auch fand nach drei Jahren Zwangspause wieder der Pfingstmarkt auf der Hindenburgstraße statt. Das Café MoccaSiN hatte an beiden Feiertagen geöffnet und war auch mit einem Trödelstand vertreten.

Ab Juni gab es zwei weitere Neuerungen in unserem Programm. Einerseits die monatliche Bergische Kaffeetafel, die vom Land Nordrhein-Westfahlen bezuschusst wurde, damit sich auch Menschen mit geringem Einkommen trotz mittlerweile gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise an diesem Angebot erfreuen konnten. Andererseits ging in diesem Monat unsere Alltagsbegleitung für Menschen mit Pflegegrad an den Start. Dieses Angebot ist für die Nutzer kostenlos, es wird über die Pflegekassen abgerechnet. Es ist eine optimale Ergänzung zur häuslichen Krankenpflege, die von haushaltsnahen Dienstleistungen über Terminbegleitungen bis hin zu gemeinsamen Freizeitangeboten vieles abdeckt, was die Pflegedienste oder pflegende Angehörige entlastet und das Leben der Pflegebedürftigen bereichert.

Ende August nahmen wir am „bunten Fest zum Tag der Seelischen Gesundheit“ teil. Neben unserem Infostand, an dem wir zahlreiche Interessierte begrüßen durften, steuerten wir auch mit einem kleinen Theaterstück zum Informations- und Unterhaltungsprogramm der Veranstaltung im SPZ Remscheid bei. Wir stellten darin eine Familiensituation dar, in der die Wesensveränderung eines Jugendlichen, der unerkannt an einer bipolaren Störung erkrankt ist, die Familie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit bringt.

Nachdem der Herbsttrödel in der Hindenburgstraße seitens des Veranstalters leider abgesagt werden musste, folgten in Oktober und November zwei weitere Highlights. In der diesjährigen Vaillant Nacht der Kultur gab es bei uns Live-Musik von Bianca Rosa Klever und Luis Barroso, eine Kunstausstellung von Gabriele Otto und Romane von Peter vom Falkenberg, vorgetragen von Angela Heise. Beim Lichterfest sorgte der Kulturbunt Remscheid, der sich seit einigen Monaten zum kreativen Austausch bei und mit Seele in Not trifft, eine Fülle aus künstlerischer, atmosphärischer Beleuchtung. Dazu gab es einen „Kindertisch“, an dem sich unsere kleinen Besucherinnen und Besucher malerisch austoben konnten. Auch gab es Glühwein und leckere Eintöpfe.

Auch zur Weihnachtszeit ist eine Menge bei uns los. An allen Adventssonntagen gibt es im gemütlich geschmückten Café MoccaSiN Weihnachtsgeschichten und -musik zu Kaffee und Bratapfeltorte. Daneben gibt es einen Weihnachtsbasar, an dem es allerlei Selbstgemachtes wie z.B. Stulpen, Duftkissen und jede Menge Dekomaterial zu kaufen gibt. Betreut wird dieser von Ingrid und Franz Kalisch, die die Artikel auch hergestellt haben. Der Erlös geht an die Balthasar Kinder- und Jugendhospiz-Stiftung.

Unsere EX-IN-gestützte Beratungsstelle hatte weiterhin guten Zulauf. Wir konnten viele Menschen unterstützen und begleiten, wobei anzumerken ist, dass die Fälle immer komplexer werden, ganze Familien auf unterschiedlichen Ebenen betroffen sind. Dies ist unter anderem auf die Zeit der Pandemie zurückzuführen, in der viele Haushalte in eine finanzielle Schieflage geraten sind und auch seelische Probleme, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, häufiger gemeldet werden. Außerdem machen sich allmählich die Auswirkungen der Inflation sowie der seit Jahren anhaltende Abbau des Gesundheitssystems bemerkbar. Termine bei Behörden und kommunalen Beratungsstellen sind aufgrund der Überlastung dieser schwierig zu bekommen. In all diesen Bereichen geben wir den Menschen Unterstützung, sofern dies im Rahmen des Machbaren liegt. Ein weiterer, äußerst wichtiger Aufgabenbereich der Beratungsstelle ist das Auffangen von Menschen, die nach einem Aufenthalt in einer stationären Einrichtung zeitnah keinen Therapieplatz  bekommen. Menschen, denen es sehr schlecht geht, können wir in vielen Fällen auch helfen, ohne dass es zu einem Klinikaufenthalt kommen muss. Dies sollte unserer Überzeugung nach nämlich das letzte Mittel der Wahl sein, ohne den psychiatrischen Einrichtungen ihre Wichtigkeit und Notwendigkeit abzusprechen.

Aus- und Weiterbildung unseres Teams sowie Seminare haben auch in diesem Jahr wieder stattgefunden, endlich auch wieder überwiegend in Präsenz. Im direkten Austausch lernt es sich einfach besser als über eine Videokonferenz.

Neben der Kaffeetafel und dem Brunch gab es auch weitere monatliche und wöchentliche Veranstaltungen, so zum Beispiel M.U.T.M.A.C.H.E.R.-Kids, ein pädagogisches Betreuungs- und Bildungsprogramm für Kinder. Dieses Projekt wird von unserem Kooperationspartner ZUKUNFTS-Campus e.V. unter Anleitung von Katrin und Holger Häde in unseren Räumlichkeiten angeboten. Der wöchentliche Malkurs, die Spielegruppe sowie die vierzehntägig stattfindenden Selbsthilfegruppen für Depressionen, bipolare Störung und Angehörige haben in diesem Jahr wieder (fast) ohne Einschränkungen regelmäßig stattgefunden.

Weitere Informationen über unsere vielseitigen Aktivitäten finden Sie unter Aktuelles und in unserer Galerie.

Wir danken:

  • allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, ohne deren beherzten, tatkräftigen Einsatz unsere Veranstaltungen nicht in dieser Qualität hätten angeboten werden können,
  • unseren Spendern: Unternehmen, Kirchengemeinden und Privatpersonen, die unsere Angebote mit Geld- und Sachspenden sowie Rabatten bei Dienstleistungen und Einkäufen unterstützt haben,
  • allen Künstlerinnen und Künstlern, die ohne Gage für einen guten Zweck mit ihren Talenten – ob Literatur, Musik oder Malerei – eine Vielzahl an Interessierten begeistert haben,
  • unserem Netzwerk aus Kooperationspartnern und Institutionen: dank dieser Vernetzung ist es möglich, Hilfebedürftige schneller in die für sie passenden Hilfen zu vermitteln,
  • unseren Gästen, denen wir mit unserer Arbeit eine Freude machen konnten. Egal welchen Alters, welcher Herkunft, ob mit oder ohne Handicap, haben in diesem Jahr wieder zahllose Menschen zu uns und zueinander gefunden. Euer positives Feedback und Veranstaltungen, die allesamt innerhalb kürzester Zeit komplett ausgebucht waren, zeigen uns, dass die Menschen es genießen und auch brauchen, sich nach der Zeit der Einschränkungen wieder ein Stück Normalität zurückzuholen,
  • allen Menschen, die unsere Beratungs- und Betreuungsleistungen in Anspruch nehmen und die Teilnehmer unserer Selbsthilfegruppen. Euer Vertrauen ehrt uns und wir freuen uns, euch in den verschiedenen Bereichen eures Lebens zu begleiten und zu unterstützen.

Wir wünschen euch eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Übergang ins neue Jahr. Wir freuen uns auf ein spannendes Jahr 2023 mit neuen Herausforderungen und Angeboten.

Euer Team von Seele in Not

Das kommende Jahr ist bereits in Planung. Die kommenden Angebote finden Sie in unseren Eventkalender.